altWelcher Regisseur hat nur das Drehbuch für das Playoff-Halbfinale in der Oberliga geschrieben? Regensburg schien am Ende, am Boden und was passiert: Spiel vier am Freitag in Bayreuth steigt!

Beide Teams hatten erneut Ausfälle zu verkraften. Beim EVR war nach wie vor der mit einer Gehirnerschütterung ausfallende Barry Noe nicht im Aufgebot. Außerdem musste Youngster Philipp Vogel eine Spieldauerstrafe absitzen. Bei Bayreuth fehlte die etatmäßige Nummer eins Julian Bädermann, sodass erneut Friedrich Hartung zwischen die Pfosten mussten. Neben Bädermann konnten auch Michal Bartosch und Sebastian Mayer nicht mit eingreifen.

3.901 Zuschauer waren am Dienstagabend in die Donau-Arena gekommen und denkbar schlechter hätte der Start für die Hausherren nicht sein können. Nach nur 49 Sekunden jubelte Fedor Kolupaylo nach toller Einzelleistung und durch den ersten Bayreuther Torschuss über das 0:1. Cody Brenner hatte keine Abwehrchance und der eh schon enorm hohe Druck für Regensburg erhöhte sich noch einmal. Es benötigte Minuten des Anrennens, ehe in einem erneut hochklassigen Spiel der Ausgleich erzielt werden konnte. Routinier und EVR-Kapitän Billy Trew traf unter großem Jubel zum 1:1 in der 12. Spielminute. Nun fand das Team von Doug Irwin besser in die Partie und drückte auf die erste Führung an diesem Abend. Jedoch waren weiterhin die Bayreuth Tigers läuferisch und technisch eine Augenweide, sodass das Unterfangen nicht einfach war. In der 19. Spielminute gelang es dem EVR allerdings doch und zwar in Person von Nikola Gajovsky, das 2:1 zu erzielen. Der Tscheche ließ mit seinem platzierten Schuss in den Winkel EHC-Goalie Hartung keine Abwehrchance und besorgte dadurch den ersten Pausenstand.

Regensburg gelang es in den Anfangsminuten der zweiten zwanzig Minuten nicht, sich entscheidend abzusetzen. Es kam also, wie es kommen musste. Die enorm konterstarken Gäste, die unter der Regie von Sergej Waßmiller agieren, konnten durch Dennis Thielsch das 2:2 erzielen (28.). Diesmal fand aber das Team aus der Domstadt schnell eine Antwort. Lukas Heger bewies Auge und bediente Marius Stöber im Slot, der per Rückhand das 3:2 besorgte (34.). Auch hier währte die Freude nur kurz, sogar noch kürzer als nach dem letzten Treffer. Ganze 63 Sekunden benötigte Marcus Marsall nur, um seine Farben mit dem Tor zum 3:3 zurück ins Geschehen zu bringen (35.). Jetzt war Bayreuth wieder an der Reihe, das Spiel zu drehen, denn Fedor Kolupaylo traf mit einem platzierten Schuss unter die Latte zum 3:4 aus Regensburger Sicht zum zweiten Pausentee (39.).

Was war noch möglich für den EVR? Sommerpause oder Spiel vier? Die Gastgeber wirkten platt und etwas ratlos. Als die Irwin-Schützlinge dann doch etwas besser in der Partie wahren, dämpfte Christopher Kasten nach starkem Kolupaylo-Pass scheinbar alle Regensburger Träume (49.). Wer aber jetzt dachte, dass das 3:5 der Genickschlag für die in rot-weiss spielenden Hausherren war, sah sich getäuscht. Zwar vergaben die Oberpfälzer zunächst eine doppelte Überzahl und der Zahn schien gezogen, doch in der 57. Spielminute sorgte Mark Dunlop mit einem satten Schuss von der blauen Linie für den 4:5-Anschluss. Regensburg hatte Lunte gerochen und warf alles nach vorne, um das Saisonaus zu vermeiden. 65 Sekunden vor Ablauf der Zeit zog Irwin Torhüter Cody Brenner zu Gunsten eines sechsten Feldspielers aus dem Gehäuse. Die Scheibe ging zunächst schnell aus der Bayreuther Zone und der Drops schien gelutscht. Ein letztes Mal zog der EVR in das gegnerische Drittel und dort erkämpfte sich Jeff Smith die Scheibe. Der US-Amerikaner brachte das Spielgerät einfach vor das Tor und dort herrschte großes Gewühl. Einer, ja einer behielt aber den Überblick: Billy Trew! Als wäre er für diese Momente einfach geboren, traf der 42-jährige Deutsch-Kanadier zum 5:5-Ausgleich (60.). Die Donau-Arena explodierte förmlich und zumindest wurde die Overtime erreicht.

Auch in der zwanzigminütigen Verlängerung mussten Zuschauer mit schwachem Herz lieber wegschauen, um nicht noch ihre Gesundheit zu gefährden. Chancen hüben wie drüben und zwei Torhüter, die um ihr Leben hielten. Die größten Gelegenheiten hatte Bayreuth in der 65. Spielminute, als die Gäste nur den Pfosten trafen. Peter Flache versuchte es in Minute 67 mit einem Tip-In, aber auch hier ging das Ding nicht ins Tor. In der 71. Minute schien dann endgültig alles vorbei, als Sebastian Busch das leere Gehäuse vor sich hatte, Cody Brenner auf den Boden lag und der Schuss scharf und hart kam. Doch jetzt zeigte Brenner den Stockhandsave seines Lebens und holte das Spielgerät raus. War jetzt das Momentum endgültig auf Seiten des EVR? JA! Mark Dunlop brach in der 74. Spielminute durch und versuchte die Scheibe in den Slot zu spielen, doch da wurde sie von einem Bayreuther Verteidiger abgefälscht und plötzlich war sie im Tor. Freudensprünge über Freudensprünge, der EVR war wieder da und das Spiel mit 6:5 nach Verlängerung beendet. Mark Dunlop hieß der strahlende Matchwinner in Spiel drei.

Nun hat der EV Regensburg den drohenden Sweep der Bayreuth Tigers abgewendet und sich in Spiel vier gefightet. Auch hier ist alles möglich, denn es duellieren sich seit letzter Woche Freitag zwei absolut gleichwertige Mannschaften und somit sind Prognosen über den Ausgang der jeweiligen Spiele mehr als schwierig. Anpfiff in Franken ist am Freitag um 20.00 Uhr. Dort baut der EVR auf massig Schlachtenbummler und wird alles daran setzen, die Serie nochmal zum alles entscheidenden Spiel fünf zurück nach Regensburg zu holen. Wie heißt es so schön: Es ist erst vorbei, wenn die fette Lady zu Ende gesungen hat! Hockeytown hat noch nicht genug.

EV Regensburg – EHC Bayreuth 6:5 (2:1, 1:3, 2:1) OT

Tore: 0:1 (00:49) Kolupaylo (Potac, Sevo), 1:1 (11:41) Trew (Gajovsky, Flache), 2:1 (18:41) Gajovsky (Trew, Flache), 2:2 (27:06) Thielsch (Busch, Marsall), 3:2 (33:13) Stöber (Heger, Böhm), 3:3 (34:17) Marsall (Thielsch, Sevo bei 5-4), 3:4 (38:34) Kolupaylo (Geigenmüller), 3:5 (48:14) Kasten (Kolupaylo, Kolozvary), 4:5 (56:36) Dunlop (Heger, Stöber), 5:5 (59:45) Trew (Smith, Flache bei 6-4), 6:5 (73:21) Dunlop (Stöber, Hegeer)

Zuschauer: 3.901
Schiedsrichter: Schütz (Büse, Velkoski)
Strafen: Regensburg 6, Bayreuth 12

Die Pressekonferenz nach dem Heimspiel gegen Bayreuth >> anschauen