Hallo zusammen,
zuerst einmal danke für die rege Teilnahme, die vielen Fragen und das Durchhaltevermögen aller Fans, die gestern dabei waren. Es hat auch uns sehr viel Spaß gemacht und es freut uns wirklich, dass ihr so hinter den Eisbären steht.
Danke auch an lavallee für die wie immer gute Zusammenfassung, die ich lediglich etwas ergänzen möchte:
Etat: Wir wissen ehrlich gesagt nicht, woher das Gerücht kommt bzw. sich hartnäckig hält, dass wir in Regensburg einen der Top 3 Spieleretats in der OLS haben. Dies ist schon in den letzten Jahren nicht so gewesen und auch in diesem Jahr nicht so. Durch die Abfrage der Ausgabensituation bei den Oberligisten, die wir für das gemeinsame Vorgehen der Oberligen organisatorisch betreut haben, können wir dies sehr genau sagen, ohne hier konkrete Zahlen zu nennen. Wir liegen hier aktuell ernsthaft maximal im Mittelfeld bei den reinen Spielerausgaben.
Dass wir in Regensburg die höchsten Nebenkosten für Spieler haben, unterschreibe ich aber sofort. Gerade der Wohnungsmarkt in Regensburg ist schwer mit dem in Selb, Weiden, Deggendorf oder Peiting zu vergleichen, weshalb gerade „ortsfremde Spieler“ für Regensburg schon mal per se teurer sind als für andere Clubs. Über die ganze Mannschaft kommen hier allein höhere Kosten für Wohnungen von 80T und mehr pro Jahr zusammen.
Bitte bei der Kalkulation, was „Kracher“-Verpflichtung wirklich kosten, auch immer daran denken, dass für einen Spieler der 5.000 oder 6.000 € netto pro Monat möchte (und ja… solche Gehälter werden in der OLS mittlerweile teilweise gezahlt), nicht nur der Arbeitgeberanteil/Sozialversicherung/etc. draufzulegen sind, sondern auch noch sehr oft Wohnung, Auto, Flüge oder Umzugskosten. Und nicht zu vergessen, zusätzlich auch noch die Abgaben zur Berufsgenossenschaft, die im Eishockey utopisch hoch sind. Aus 5.000,- € netto pro Monat werden so schnell 140.000,- € Gesamtbrutto pro Jahr für EINEN SPIELER!
Diese Entwicklung können wir (aktuell noch) nicht mitgehen und wollen diese (sehr wahrscheinlich auch in der Zukunft) so nicht mitgehen. Unser Standort setzt weiter auf die Entwicklung junger Spieler, die von erfahrenen Spielern flankiert wird, die diese führen und begleiten. Wie gut dieses Konzept in einer auch schon in der letzten Saison aufgerüsteten Liga funktioniert, haben wir alle am Erfolg in den vergangenen Monaten gesehen.
Dass wir auch finanziell noch bei weitem nicht da sind, wo wir langfristig hinwollen und auch hier mit vollem Einsatz um eine stetige Verbesserung an unserem Standort kämpfen, zeigt unser starker Fokus auf die Sponsorenakquise und das Bestandssponsorenmanagement. Auch wenn es sicher nicht immer verständlich scheint, ist es manchmal auch langfristig sportlich gesehen die bessere Entscheidung lieber Geld in die Verwaltung/Akquisemannschaft zu stecken, als noch einen „Kracher“-Spieler zu holen.
Wie seriös es ist, nach einer Corona-Saison in der alle Oberligisten Einbußen beklagt haben, Spieler teilweise zu Gehaltsverzicht überredet wurden (nicht in Regensburg) oder noch während dem Spielbetrieb in Kurzarbeit waren (nicht in Regensburg), kann jeder für sich selbst bewerten. Wir würden auf jeden Fall alle verraten, die uns in dieser schwierigen Situation geholfen haben und auf deren Solidarität wir zählen konnten, wenn wir jetzt dieses Wettrüsten mitmachen und mit Geld nur so um uns werfen würden, wie es gerade der Brauch ist.
Es ist dabei sicher der einfachere Weg mit mehreren großen finanzstarken Sponsoren schnell eine schlagkräftige Mannschaft aufbauen zu können. Diese Option haben wir aber leider (aktuell) in Regensburg nicht, da (wie ich gestern schon ausgeführt habe) die Großunternehmen in Regensburg und Umgebung sich so gut wie gar nicht in einem angemessenen Rahmen im lokalen Spitzensport (und teilweise gar nicht im Sport) engagieren. Hier ist auch von Seiten der Stadt viele Jahr einiges an Marketing für diesen enorm wichtigen Standortfaktor versäumt worden oder ausschließlich dem Bundesligafussball zugutegekommen.
Unsere Strategie, mit stetiger und fleißiger Arbeit viele kleine und mittlere Sponsoren für die Eisbären zu begeistern und zu binden ist deshalb nicht nur der einzige sinnvolle Weg, sondern auch ein Weg, der deutlich mehr Stabilität in der Zukunft verspricht als eine Fokussierung auf wenige große Sponsoren. Diese Erfahrung musste auch das Regensburger Eishockey schon machen und ich sehe bei einigen Oberligisten hier große Risiken in der Zukunft, denen wir uns nicht aussetzen wollen.
Nennen wir es deshalb bitte nicht „Ernüchterung“, die gestern vermittelt werden sollte, sondern einfach „Realitätsnähe“. Der Aufstieg in die DEL2 ist weiterhin und jedes Jahr unser Ziel, aber die Frage, ob dies ein Nahziel oder sogar Saisonziel ist, dass wir mit der Brechstange erzwingen wollen (wie andere Mitbewerber), dann ein ganz klares Nein. Wir wollen als Mannschaft und als Organisation wachsen und einen Aufstieg aus eigener Kraft – sportlich wie wirtschaftlich solide – und ohne das Risiko einer Bedrohung des ganzen Eishockeystandortes erreichen. Wir haben immerhin auch eine große Verantwortung für den Nachwuchs der Jungeisbären und deren erfolgreichem Fortbestand. Die DEL2 unser Ziel, aber nicht unser einziges.
Einschätzung letztes Spiel Selb: Ich glaube es zeichnet einen guten Trainer aus, dass er die Mannschaft besser kennt als jeder andere und die Leistung entsprechend zu bewerten weiß. Er stellt sich zurecht vor die Mannschaft, wenn der Wille zu gewinnen in Frage gestellt wird und ob die Mannschaft alles gegeben hat. Die Vorwürfe z.B. bei Facebook, dass die Mannschaft nicht aufsteigen wollte oder es nicht „durfte“ waren teilweise nur noch ärgerlich und frustrierend. Dass Selb die abgekochtere Mannschaft war und nach so vielen intensiven Kämpfen dann vielleicht auch mal in so einem Spiel Glück fehlt und einen der Mut verlässt, kann speziell bei einer so jungen Mannschaft einfach einmal passieren. Das sollte man aber nicht mit dem Willen zu siegen verwechseln. Die Verpflichtungen haben deshalb unter anderem auch das Ziel, in solchen Situationen Routine einfließen zu lassen.
Und wenn man Max etwas sicher nicht vorwerfen kann, dann ist es, dass er unkritisch wäre. Es gehört aber zu unserem Verständnis als Eisbären, dass wir Kritik dort äußern, wo es richtig ist: Nicht öffentlich, sondern direkt intern, freundschaftlich und an unseren Werten und Zielen orientiert. Eine öffentliche Kritik an der Mannschaft hätte in diesem Fall also nicht nur inhaltlich keine Berechtigung, sondern auch gegenüber Fans oder Presse nichts zu suchen.
Insofern finde ich es sehr gut, dass er sich so vor die Mannschaft stellt, denn er hat recht.
Wir freuen uns auf eine tolle kommende Saison mit euch zusammen im Stadion, spannenden Spielen und Eisbären die zeigen, dass Eishockey in Regensburg immer noch der spannendste Sport in der Region ist. Und allen Debatten um Geld und Spieleretats zum Trotz: Wir haben auch in der vergangenen Saison gezeigt, dass Ehrgeiz, Teamgeist und eine echte Gemeinschaft oft mehr mit Erfolg zu tun haben als das größte Budget. Im Sport ist alles möglich, im Eishockey noch viel mehr.
Euch allen eine schöne Woche und bis bald!
Beste Grüße
Christian Volkmer